Schloss Bruck

„... eines Fürsten würdig" – so charakterisierte der Tiroler Topograph Beda Weber Schloss Bruck, die ehemalige Residenz der Grafen von Görz in seinem Werk „Das Land Tirol. Ein Handbuch für Reisende" (1838). Die monumentale Burg, seit 1942 im Besitz der Stadt Lienz, zählt zu den Hauptsehenswürdigkeiten Osttirols und beherbergt heute das Museum der Stadt Lienz mit der umfangreichsten Werksammlung des Osttiroler Malers Albin Egger-Lienz.

Auf der nach drei Seiten hin verhältnismäßig steil abfallenden, dem Schlossberg vorgelagerten Kuppe wurde Schloss Bruck von den Grafen von Görz zwischen 1252 und 1277 als Residenzburg erbaut. Urkundlich wird Schloss Bruck als „Pruck apud Luenz" (Bruck bei Lienz) erstmals am 10. August 1277 erwähnt.

In den ursprünglichen Bauteilen von Schloss Bruck haben sich Zeugnisse der romanischen Kunst erhalten: ein Biforienfenster mit Mittelsäule und Knospenkapitell im Bergfried, die Bemalung der Balkendecke mit stilisierten Blattformen und Rosetten im „Rittersaal" sowie Heiligendarstellungen in der Laibung eines (zugemauerten) Fensters in der Kapelle.

Als 1500 der letzte Görzer, Graf Leonhard, kinderlos verstarb, fiel das Schloss Bruck mittels Erbvertrag König Maximilian I., dem späteren Kaiser zu. Bereits nach einem Jahr übergab Maximilian die Herrschaft Lienz einschließlich des Schlosses für 22.000 Gulden auf „ewige Rücklösung" an den Freiherrn Michael von Wolkenstein-Rodenegg. Der Lienzer Stadtbrand 1609 trug wesentlich zum wirtschaftlichen Abstieg der Familie bei, der 1642 in einem Konkurs endete. Die Übergabe der Herrschaft Lienz und damit auch Schloss Bruck an den Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinand Karl war die Folge.

Das Haller Damenstift übernahm 1653 das Schloss, das in der Folge Sitz der Gerichtsbarkeit war. Ein Aufsehen erregender Prozess wurde im Verhörsaal auf Schloss Bruck in den Jahren 1679/80 gegen die „Hexe" Emerentia(na) Pichler(in) geführt. Bei der „peinlichen Befragung" unter Anwendung von Folter „gestand" Emerentiana zahlreiche Delikte, die das Todesurteil nach sich zogen. Dieses wurde gegen die „Hexe" und zwei ihrer Kinder am 25. und 27. September 1680 auf der Galgentratte östlich von Lienz vollstreckt.

Nach Aufhebung des Haller Damenstifts 1783 durch Kaiser Joseph diente Schloss Bruck dem kaiserlichen Militär als Feldspital, aber auch als Kaserne. Ab 1827 in Privatbesitz war die Burg Speditionssitz, Brauerei und Gastbetrieb bis die letzte private Besitzerin Ottilie Röck das Schloss Bruck in den Jahren 1911 bis 1913 einer Gesamtrestaurierung in Anlehnung an bayerische Schlösser wie Neuschwanstein zuführte. Die von ihr adoptierte Mitzi (Maria) Kramer verkaufte das Schloss Bruck 1942. Neue Schlossherrin wurde die Stadt Lienz, und sie ist es bis heute geblieben.

Dies bildet den vorläufigen Schlusspunkt in der wechselvollen Geschichte vieler Herrinnen und Herren und läutet zugleich eine neue Ära auf Schloss Bruck ein: Die ehemalige Fürstenburg wurde zum Museum.

Bruck bey Lienz im Pusterthal, 1801/05. © Fotoarchiv M. Pizzinini
Bruck bey Lienz im Pusterthal, 1801/05. © Fotoarchiv M. Pizzinini
Bruck bey Lienz im Pusterthal, 1801/05. © Fotoarchiv M. Pizzinini
Bruck bey Lienz im Pusterthal, 1801/05. © Fotoarchiv M. Pizzinini
Bruck bey Lienz im Pusterthal, 1801/05. © Fotoarchiv M. Pizzinini