Lienz hat ein ganz besonderes Verhältnis zum hl. Florian, man begegnet ihm im Stadtbild immer wieder. Als Frühwerk von Jos Pirkner ziert der Floriani-Brunnen den Hauptplatz, in unzähligen Wandmalereien und Holzstatuen beschützt er Haus und Hof. Und nicht zuletzt wacht das Gemälde von Franz Walchegger über die Messfeier der seit 1609 bis auf wenige Ausnahmen jährlich stattfindenden Floriani-Prozession.

Diese besondere Bedeutung des hl. Florian von Lorch, Schutzpatrons bei Feuergefahr, zeigt sich auch im spätgotischen Prunkstück der gräflichen Residenzburg Schloss Bruck. Wie viele Städte des Mittelalters war Lienz durch die Holzbauweise und das Hantieren mit offenem Feuer stark von Bränden bedroht. 1444 hatte ein solcher eine verheerende Auswirkung auf die Stadt, er zerstörte auch die zentrale Kirche von Lienz, St. Johann. Beim Wiederaufbau wurde deshalb manches Haus, bisher noch aus Holz, in Mauerwerk errichtet.

Simon von Taisten, Freskenmaler aus der vorderen Grafschaft Görz, räumt Florian in seinem Werk viel Platz auf der Südwand der Kapelle ein. Vor einer festungsartigen, steinernen Silhouette malt er den Heiligen, der gewöhnlich mit einem Holzeimer dargestellt wird, in ritterlichem Harnisch samt kupferner Kanne. Zudem löscht der Heilige eine brennende Burg, wodurch der Adelsbezug und Hinweis auf die gräflichen Auftragsgeber nochmals unterstrichen wird.

Florian von Lorch löste im Spätmittelalter die heilige Agathe als Feuerheilige ab. Die Verehrung war vor allem auf Österreich und das östliche Oberitalien beschränkt, er gilt als Garant für den rechtzeitigen Einsatz des Löschwassers – eine Aufgabe, die in Lienz durch die Geschichte eine besondere Bedeutung hat und seit 1868 von der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt übernommen wird. Allen Floriani-Jüngern einen herzlichen Dank für ihren unermüdlichen Einsatz!

   Simon von Taisten, Hl. Florian
   Fresko, 1490-1496
   Museum Schloss Bruck

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