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2002: Begegnungen in Wien - Egger-Lienz, Rodin, Meunier, Segantini, Hodler, Klimt, Schiele
2002: Begegnungen in Wien - Egger-Lienz, Rodin, Meunier, Segantini, Hodler, Klimt, Schiele
18.05. – 03.11.2002
„Ein Steinadler in der Stadt“
Das aktuelle Programm auf Schloss Bruck ist dem Wien zu Beginn des 20. Jhs gewidmet, das der Osttiroler Maler Albin Egger – Lienz (1868 – 1926) als „Steinadler in der Stadt“ (Kristian Sotriffer) zunächst erwartungsvoll, später vielmehr kritisch beäugt und seine Flügel dennoch für rund ein Schaffensjahrzehnt (1899 – 1911) in dieser damaligen europäischen Metropole der Kunst ausstreckt. Dort erfährt er sowohl wertvolle schöpferische Anregungen als auch Enttäuschung sowie Außenseitertum.
Der Titel „Begegnungen in Wien“ bezieht sich zum einen auf das herrschende Stilkonglomerat um die Jahrhundertwende, auf die verschiedenen Kunstrichtungen, die sich in der blühenden, dekadenten Walzerstadt kreuzen. Andererseits wird damit auch Egger – Lienz’s persönliches Aufeinandertreffen mit Zeitgenossen und/oder deren Arbeiten in diversen Ausstellungen sowie Kunstschauen thematisiert. Darunter befinden sich u. a. die Maler Ferdinand Hodler, Giovanni Segantini, Karl Moll, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka oder Egon Schiele und die Bildhauer Auguste Rodin und Constantin Meunier - allesamt ebenfalls auf Schloß Bruck vertreten. Die Künstlervereinigungen Künstlerhaus, Wiener Secession und Hagenbund werden mit ihren Protagonisten vorgestellt. So ist der Mainstream des Künstlerhauses (gegr. 1861) noch im ausklingenden Historismus und der realistischen Darstellung verhaftet. Die Secession hingegen spaltet sich im Jahr 1897 vom Künstlerhaus ab, um unter dem Stern des „Heiligen Frühlings“ (Ver Sacrum) den Aufbruch in die Moderne zu proklamieren. In diesem Sinn ist auch Gustav Klimts Gemälde die „Pallas Athene“ (1898) einen Monat lang (bis 18. Juni) zu sehen, die als kriegerische Göttin der Weisheit zur Schutzherrin der Secession erkoren wird, um im Kampf mit den Gegnern dieser Künstlervereinigung Beistand zu leisten. Auch die Ausstellungsarchitektur von Architekt Gerhard Mitterberger ist den damaligen Gepflogenheiten nachempfunden.
Die Ausstellung ist als Vergleich zwischen Werken Eggers und seiner Zeitgenossen konzipiert, was zu einer spannenden Korrespondenz zwischen den einzelnen Arbeiten führt, indem etwa gegenseitige Einflüsse sichtbar werden. So gibt es beispielsweise verblüffende Parallelen zwischen Egger – Lienz’s „Totentanz Anno Neun“ (1916) oder „Nach dem Friedensschluss“ (1902) und Auguste Rodins berühmten „Bürgern von Calais“ (1885) sowie dem Relief „Die Rückkehr der Bergleute“ (1895 – 97) des Belgiers Constantin Meunier. Weitere Highlights der Schau sind Werke von Richard Gerstl, Max Liebermann und Herbert Boeckl.
Ausstellungskuratoren: Gert Ammann und Carl Kraus