#museumdahoam, Teil 2

Zu Ostern ein schneller Wochenend-Ausflug nach Italien? Das ist in diesem Jahr nicht möglich – außer, man gehört einer ganz speziellen Spezies an: den Glocken. Nach einer volkstümlichen Erzählung schweigen diese nicht nur zwischen dem Gloria am Gründonnerstag und dem Gloria der Ostermette, um das Leiden und den Tod Jesu zu betrauern, nein, sie fliegen auch nach Rom.

Ihre Aufgabe, das Verkündigen der Zeit des Angelusgebets sowie die Todesstunde Christi am Karfreitag um 15 Uhr, übernehmen in der Zwischenzeit die Ratscherbuam, die nun auch bei uns endlich von Ratschergitsch‘n unterstützt werden. Mit hölzernen Lärminstrumenten ausgestattet, ziehen sie je nach Ort von Haus zu Haus, einmal durch den Dorfkern oder ratschen vom Kirchturm in alle Himmelsrichtungen.

Die Ratsche zählt instrumentenkundlich zu den „Schraprädern“, der Tiroler Musikwissenschaftler Manfred Schneider ordnet sie den Lärmwerkzeugen zu: „Schallerzeuger, die durch ihre Bauweise nicht befähigt sind, im gleichmäßigen Zusammenwirken von Melodie und Rhythmus musikalische Strukturen zu realisieren“. Sie kann unterschiedliche Formen aufweisen: Kasten-, Schubkarren-, Walzen-, Hammer- oder Flügelratschen. Aber woher kommt eigentlich der Name? Das ist bis heute nicht geklärt, es könnte von raatison (viel reden) kommen, eine lautmalerische Beschreibung sein wie bei der jüdischen Purimrassel (raaschanim), vom italienischen raggiare für drehen oder dem mittelhochdeutschen Wort razzen für rasseln kommen.

Woher auch immer, eines ist klar: auch wenn die Ausgangsbeschränkungen die althergebrachten Runden verhindern, das Lärmen der Ratscher wird dennoch von den Türmen und Balkonen die Tradition weiterführen. Eine Tradition, die sich seit 2015 immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe nennen darf.

   Karfreitagsratsche
   Osttirol, um 1900
   Museum Schloss Bruck, InvNr. 380

Neugierig geworden? Dann schmökern Sie doch von #dahoam aus ein bisschen weiter, etwa im spannenden Buch von Johanna Paar, Rrratschen (https://bit.ly/2Xju7YH). Und nicht vergessen: #museumdahoam gibt’s auch als blog auf http://museum-schlossbruck.at/aktuelles-ausstellungen/museumdahoam.html. Wir wünschen Ihnen viel Spaß – und bis im Museum Schloss Bruck!

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